Präcitronic MV73 Pegelmesser

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Dies ist ein AC Voltmeter zur Messung von Pegeln (in dBu und dBm) sowie von Wechselspannungen aus DDR Produktion, ich schätze aus den 1970..1980er Jahren. Es ist ein wertiges, solide aufgebautes Gerät.

Zusammen mit dem Pegelsender GF73 können so Audioverstärker und sonstige Audio-Schaltungen durchgemessen und geprüft werden.

Präcitronic MV73 Pegelmesser

Das MV73 ist ein präzises Voltmeter und dB-Messgerät (dBu, dBm) für den Audiobereich. D.h. es misst Wechselspannungen. Trotz des Alters kann man damit genau, zuverlässig und reproduzierbar messen.

Es ist ein weiteres Beispiel für die verblüffend hohe Qualität ostdeutscher Fertigung, was im Gegensatz zur landläufig anzutreffenden Meinung steht. Diese besagt, dass im Osten nur minderqualitative Sachen (“veralteter Schrott”) hergestellt wurde (und nein, ich bin nicht im Osten geboren oder aufgewachsen).

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Mechanisch und elektrisch durchdachtes Gerät. Die Baugruppen sind auf einzelne Platinen verteilt. Diese sind eingelötet, was für guten Kontakt auch noch nach Jahrzehnten sorgt. Diverse Metallbleche schirmen die Baugruppen gegeneinander von Störstrahlungen ab.

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MV73 zeigt dBu direkt an, dies korrespondiert zu bestimmten mV-Werten (dbV). dBU bedeutet dBunabhängig von Impedanzen. (dBm hingegen bezieht sich auf einen bestimmten Lastwiderstand, nämlich 600 Ohm.)

Das MV73 kann auf eine Impedanz von 600 Ohm oder 30KOhm eingestellt werden. Es kann Signale im Bereich -90 .. +22dB messen. Skalenendwerte sind dabei -70..+22dB.

dB-Wert Bereich [dBu] Spannung Bereich [mV]
-70 0.3
-60 1
-50 3
-30 30
-20 100
-10 300
0 1 Volt
10 3 Volt
20 10 Volt

Tabelle dBu versus dBV und dBm: https://sengpielaudio.com/MeterVergleichsTabelle.htm

Formeln Vp, Vpp, Vrms: z.B. hier https://electronics.koncon.nl/rms-calculation/

Nachgemessene Werte in Volt/mV

Zur Beurteilung des erworbenen Geräts habe ich diverse Messungen durchgeführt.

Messaufbau: Gerät Ri auf 30KOhm, Kalibrierstellung (Dreieck). Eingangssignal an unteren beiden Eingangsbuchsen (“nicht Z Eingang”). Messspannung Sinus, 400 Hz, vom Signalgenerator Rigol DG811.

Spannungswert DG811 [mV] Spannung Ausgang DG811 [mV] Abgelesener Wert Range [dB]
3.5V 7V 7V +20
3V 6V 6V
1.5V 3V 3V +10
500 1V 1V
150 300 300 -10
50 100 100
50 100 100 -20
25 50 50
15 30 30
15 30 30 -30
10 20 20
5 10 10
5 10 10 -40
4 8 8
3 6 6
2 4 4
1 2 2
1 2 2 -50
500µV 1000µV 1120µV
400µV 800µV 960µV

Bis 2mV hinab kann ich mit der Konstellation DG811/MV73 perfekt messen. Ab 1mV kommt ein Anteil Störspannung hinzu. Der MV73 war bei dieser Messung geöffnet, so dass schon die darüber hängende LED Schreibtischlampe einen messbaren Effekt auf das Messergebnis hatte. Der Wert wird “Spot On” angezeigt, also genau auf dem Skalenstrich. Ausserdem ist der DG811 sicherlich keine Spannungsquelle für Kalibrierungen, sondern ein einfacher Funktionsgenerator.

In Verbindung mit dem Pegelsender GF73, der bis -60dBu geht (775µV) ist eine exakte Messung bis zu diesem Wert möglich. Der Wert wird auch dann “Spot On” angezeigt

Das Gerät ist für den Bereich 30Hz .. 20KHz spezifiziert. Ich konnte feststellen, dass der Bereich 23Hz..25KHz ohne Messwertveränderung überstrichen wird.

Pegelmessung

Bei allen Messungen ist die Verwendung eines Lastwiderstands wichtig. Nur dann funktionieren Pegelsender/Signalgeneratoren und Pegelmesser und AC Voltmeter so wie erwartet.

Ohne Lastwiderstand ist die Leitung hochohmig. Dies bedeutet, dass es HF-Einstahlungen aller Art geben kann. Diese sind bei Messungen oberhalb 0dB eventuell noch nicht störend. Ab -20dB jedoch verfälschen sie die Messergebnisse stark, und machen die Ergebnisse unbrauchbar.

Ich habe an meinem Arbeitstisch beispielsweise eine Lupenleuchte mit LED-Lampen fast immer eingeschaltet. Diese würde ohne Lastwiderstand Messungen deutlich stören.

Also immer einen Lastwiderstand verwenden.

Beispiel der Nutzung: -18dBu Signal ausgeben bzw. messen

Bei dieser Messung ist kein Lastwiderstand in der Messstrecke.

Generator einstellen wie auf Bild:

  • -18dB, 1KHz
  • Ausgangswiderstand einstellen auf “Ri=0 Ohm|Z(0dB)”
  • Signaltyp “Rundfunk”
  • Signal unten links abnehmen

Pegelmesser einstellen wie auf Bild:

  • Eichstellung, -10dB Range (0.3V)
  • Signal eingeben unten links
  • Ri au 30K stellen

Man kann nun ablesen: -18dB (-8dB + -10dB Range). Man kann gleichzeitig auch ablesen: ~97mV (auf der mV-Skala).

Oszilloskop: 100mV/y-Div und “Measure All”.

Im Bild kann man hier auch schön die eingestreuten Störsignale sehen.

Wir lesen ab: VrmsP = ~102mV, Vpp=~412mV (Momentaufnahme, schwankt dauernd). Spannend sind hier

  1. 102mV korrespondiert zu -18dB=97.5mV. Nur eine kleine Abweichung. Ausserdem
  2. die 412mV korrespondieren zum aus Vrms berechenbaren Wert Vpp=xxx mV.

Feststellung: Der Pegelmesser zeigt Spannung in RMS an: Vrms

Feststellung: Der Generator gibt in Vrms aus, z.B. -18dB = 97.5mV (dBu-Wert aus Tabelle)

Feststellung: Der vom Oszi gemessene Wert ändert sich ständig leicht. Ablesung am Zeigerinstrument (oder DMM) ist stabiler.

Fazit: In dieser Konstellation “Ri=0 Ohm|Z(0dB)” kann man den Pegelmesser GF73 gut verwenden!

Beispiel der Nutzung: -18dB Signal ausgeben bzw. messen (mit 50 Ohm Lastwiederstand)

Ich bringe in den Ausgang des GF73 einen 50 Ohm Durchgangswiderstand ein.

Alle Einstellungen bleiben. Die vom GF73 ausgegebene Spannung sinkt langsam von über 800mV auf unter 740mV ab.

Der Generator wird auf Ausgangswiderstand einstellen auf “Ri=600 Ohm” umgestellt, alle anderen Einstellungen bleiben. Es wird nun ein sehr kleiner Spannungswert stabil angezeigt, ca 15mV. Das ist falsch.

Fazit: Mit einem 50 Ohm Lastwiderstand ist der Generator GF73 nicht zu verwenden!

Verwendung Rigol DG811 als Generator (anstelle des GF73)

Der Rigol DG811 kann genauso benutzt werden.

Am Beispiel mit dem 50 Ohm Durchgangswiderstand wird dieser in die Leitung eingebracht.

Der DG811 muss dann auf 50 Ohm Ausgang gestellt werden.

Wenn man dort z.B. 775mV, 1KHz einstellt, zeigt nun MV73 genau 0dB an. Angeschlossene DMMs zeigen dann rund 779mV an (779.5..779.6mV). Ein testweise angeschlossenes Leader 2 Kanal Gerät zeigt ebenfalls 2x 0dB an. Das Oszilloskop liegt auch nahe an diesem Wert (770mV, schwankend).

Fazit: Mit einem Lastwiderstand, z.B. 50 Ohm, lässt sich DG811 gut verwenden. Dazu (erwarteten) Ausgangswiderstand am DG811 auf 50 Ohm einstellen und einen solchen Widerstand in die Messleitung einbringen.

Gewünschte Ausgangsspannung einstellen und mit einem Voltmeter (DMM oder Analog) kontrollieren, dass die gewünschte Spannung auch wirklich abgegeben wird.

Die Anzeige des Signals auf dem Oszilloskop ist auch zur groben Kontrolle gut, aber nicht so genau bzw. aussagekräftig wie mit DMM/analogem Voltmeter.

Konkrete Empfehlung für meinen Instrumentenpark:

In meinem Fall lässt sich die Spannung am besten mit Keithley 177 und/oder Thurlby 1905a einstellen, diese beiden Geräte weichen in der Anzeige nur um 0.1 mV voneinander ab (DG811= 771mV/1KHz, angeschlossen Thurlby+Keithley+Leader+MV73, wobei MV73 auf 30KOhm Innenwiderstand steht. Dann zeigen Keithley+Thurlby 775.5 und 775.6mV an).

Falls nur ein Instrument zur Kontrolle angeschlossen wird, am besten Keithley oder Thurlby nehmen und danach einstellen. Der DG811 gibt normalerweise etwas zu viel aus und muss dann auf noch weniger 771mV gestellt werden. Lastwiderstand nie vergessen.

  • Präcitronic MV73 NF Pegelmesser 30Hz..20KHz User Guide