Reparatur Onkyo TX-11 Receiver (STK459)
Mit meiner Meinung, das Gerät sei ok, war ich zu vorschnell. Als ich zwei bessere Boxen anschloss, bemerkte ich im linken Kanal Verzerrungen. Schnelle Prüfung zeigte, dass das nicht an den Boxen lag und auch bei Verwendung des Kopfhörers hörbar war. Die Verzerrung war nicht schlimm, aber doch störend.
In einer ruhigen Minute besorgte ich mir das Service Manual aus dem Internet und versuchte das Gerät zu reparieren.
Beim Anlegen eines Sinussignals am L- und R-Phonoeingang kann man mit dem Oszilloskop sehen, dass das Sinussignal am linken Kanal leicht deformiert am Lautsprecherausgang ankommt. Statt des schönen unteren Schwungs der Sinuskurve ist eine schräge Gerade zu sehen, ähnlich einem Klippen an einer Diode. Dies ist auf jeden Fall der Grund für die hörbare Verzerrung. Woran liegts?
Ich habe leider vergessen, ein Oszi-Bild vom Signal zu machen. Hier als Handskizze. Rechts das Signal wie es sein soll, links das Signal am Lautsprecher-Ausgang des linken defekten Kanals. Die untere Schwingungskurve ist “abgeschnitten”.
Ein Blick in den Schaltplan zeigt, dass das Gerät ziemlich simpel aufgebaut ist. Der Phonoeingang geht auf einen Dual-OpAmp namens “NJM4559DX” (Q301/Q304 im Schaltplan). Dieser sorgt für die Vorverstärkung des Signals. Danach geht das Signal auf die Schalter (Tuner/Phono, Source/Tape, Loudness, Mono/Stereo) und von dort wieder in einen Dual-OpAmp desselben Typs (Q351/451). Dieser hebt den Signalpegel stark an (bis 24 Vpp ohne sichtbare Verzerrungen). Danach kommt noch der passive Equalizer (Bass/Treble sowie Balance) und von dort direkt in den STK459 (Q501/Q601). Der STK459 wird mit +/-30 Volt betrieben. Die ganze beschriebene Strecke kommt ohne weitere Halbleiter aus.
Weiter sieht man im Schaltplan: Die +/-30Volt kommen von Netzteil und werden von einem 2SD880 längsgeregelt. Der Tuner besteht aus 2 FETs und einem Vorverstärker-IC in einem gekapselten Gehäuse, einem ZF-Kreis (bin da nicht ganz sicher) bestehend aus einem PNP Transistor 2SC1675L und zwei Keramikfiltern. Danach schließt sich ein IC “µPC1167C2” (NEC) an, wohl das eigentliche FM Tuner-IC, dessen Output in ein “HA1196” geht. Letzteres schein der Stereo-Demodulator zu sein. Ein weiteres IC “BA6124” steuert die LEDs für die Signalstärke an. Schließlich findet sich noch ein IC “LA1240” (SANYO), dies ist der AM-Tuner.
Aber zurück zum Problem.
Ich messe mit dem Oszilloskop das Signal des defekten L-Kanals am Ausgang von Q301 (ok), am Eingang von Q351 (ok), am Ausgang von Q351(ok) und am Eingangs-Pin 16 von STK495. Dort ist das Signal plötzlich verzerrt. Genauer analysierend stelle ich fest, dass das Signal am linken Kontakt von R368 ok ist, am rechten nicht mehr ok. links/rechts bezogen auf den Schaltplan. Im folgenden der Auszug aus dem Schaltplan zum Thema.
Schaltplan Ausschnitt: Vorverstärker und Endverstärker des TX-11
Der Fehler liegt also vermutlich irgendwo in den passiven Bauteilen hinter R368 Richtung STK495 oder am STK-Chip selbst. Aktive Bauteile gibt es keine, die wären die ersten Kandidaten für einen Ausfall. Auch keine Tantal-Elkos, weitere heiße Kandidaten für einen Defekt. Es sind nur ein paar “normale” Elkos, Kondensatoren und Widerstände im Spiel. Beim Herumtesten löte ich 4 Elkos aus, alle ok. Die Widerstände die ich eingelötet durchteste, scheinen auch alle ok. Hm. Wie weiter?
Nochmal zurück zum Fehlerbild. Das Signal sieht aus, als würde eine Diode einen Teil der Sinuswelle wegklippen. Halbleiter, die so etwas tun könnten finden sich aber nur im STK459 selbst.
Ich messe nun alle Spannungen am STK459. Da sich zwei identische Endverstärker im STK befinden, kann man immer zwei Pins (L und R) vergleichen.
Es gibt Abweichungen, der invertierende Eingang des linken Kanals liegt auf -0,1V, derselbe Pin des rechten Kanals auf -5,4V. Pin 4 rechts bei fix +27,4 Volt, derselbe Pin links hat zuerst -4V und steigt während der Messung auf -2,3V an. Offensichtlich wird durch den Messstrom meines Messinstruments ein Elko umgeladen. Das gibt einen schwachen Hinweis, dass der Pin 13 des STK eventuell nicht mehr das macht, was er soll.
Eigentlich glaube ich daran, dass der STK-Chip ok ist, aber es bleiben keine anderen Fehlerquellen. Ein schneller Check zeigt, dass ich für rund 4 Euro Ersatz beschaffen könnte. Also wird das Teil entlötet.
Nach dem Entlöten bietet sich nun nebenbei die Möglichkeit, das Signal rechts vom R368 unbeeinflusst vom STK zu testen. Wenn das Signal noch genauso verzerrt aussieht, liegts wohl nicht am STK. Nachmessen zeigt: Signal sieht sauber aus, genau wie das am rechten Kanal. Also bewirkt der STK die Signalverzerrung: Ich bestelle Ersatz.
Ersatz trifft nach einigen Tagen ein.
Oben der STK von 2013, unten der aus den 80ern
Rückseiten
Neuer STK eingelötet
Ergebnis
Der erste Test nach dem Einlöten zeigt: Der Verstärker funktioniert wieder richtig gut, beide Kanäle haben ein sauberes Signal. Der Fehler lag also tatsächlich im linken Kanal des STK459.
STK459 Innenansicht (STK 459 teardown)
Mit dem Dremel mache ich mich an das STK-Gehäuse…
Gut sichtbar: die 4 Endstufen-Transistoren, 2 pro Kanal
Oben link und rechts eingelötet; zwei 33pF Kondensatoren
Dunkle Rechtecke sind Widerstände. die kleinen Plättchen mit Kontakten sind wohl kleine Transistoren und Dioden.