SEM-35 Funkgerät Bundeswehr aus den 60er Jahren

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Das Gerät

Das SEM 35 von SEL Alcatel wurde in den frühen 1960ern entwickelt und kam in den späten 1960ern bei der Bundeswehr zum Einsatz. Es ist technisch eng verwandt mit dem größeren SEM 25.

Es bietet reinen FM-Betrieb im Bereich 26,00..69,95 Mhz. Es arbeitet mit 880 Kanälen, in einem 50KHz Raster. Die Bandbreite des Geräts beträgt 15KHz. Der Sende-Teil kann mit 1 Watt oder 150mW Ausgangsleistung betrieben werden.

Das Gerät bietet einen Mount für verschiedene Antennen, die beim Portabelbetrieb direkt angeschraubt werden können. Desweiteren eine BNC-Buchse für eine externe Antenne.

Eine Hör/Sprechkombination kann direkt angesteckt werden. Hier gibt es verschiedene Optionen, bei meinem Gerät war ein “Headset H33F/PT” dabei, ein Standard-Headset, welches an viele NATO-Funkgeräte passt.

Das Gerät kann mit internen Batterien oder aber mit externer 24 Volt Versorgung betrieben werden.

Die Bedienelemente sind spartanisch einfach gehalten, eine Fehlbedienung ist annähernd unmöglich.

Im Gegensatz zu dieser Einfachheit der Bedienung steht die Bauqualität des Geräts. Es ist extrem solide und wertig aufgebaut. Kurz gesagt, hier wurde nur das Beste vom Besten an Bauteilen verwendet. Die Konstrukteure haben nicht auf die Kosten geschaut, um das Beste zu entwerfen, was damals möglich war. Der einstmalige Beschaffungspreis des Geräts lag demgemäß bei um die 15.000 DM.

Heutiger Nutzen

Amateurfunk

Im abgedeckten Frequenzbereich 26-70Mhz befindet sich das 10-Meter und das 6-Meter Band. Für FM-Aussendungen ist in beiden Bändern eine maximale Bandbreite von 6Khz vorgesehen (so interpretiere ich den Bandplan), sodass die Daten hier nicht wirklich passen. Eine Kommunikation mit einem normalen Amateurfunk-Gerät ist daher nicht ideal, aber möglich. Aber nicht Bandplan-konform. Kommunikation zwischen zwei SEM-35 wäre auf jeden Fall sicher möglich.

Der Raster von 50KHz ist sehr grob, oder ganz ehrlich: zu grob. Im Amateurfunk möchte man eigentlich garkein Raster. Die Wahrscheinlichkeit, dass man auf den wenigen Frequenzen, die das Gerät im 10-Meter Band überhaupt abdeckt, jemanden zum Sprechen findet, ist sehr gering.

Für Amateurfunk wäre es schön, wenn man a) die Bandbreite auf 6KHz reduzieren und b) den 50KHz Raster entfernen könnte. Im Internet haber ich hierzu genau nichts gefunden.

Ausblick: siehe weiter unten, für das Thema mit der Bandbreite habe ich eine Lösung gefunden.

Sonstige Nutzung

Eine Nutzung ausserhalb des Amateurfunkbereichs und/oder der genannten Bänder ist nicht legal. Die Interessentengruppe für solche Geräte ist daher auf Amateurfunker und Sammler beschränkt.

Die Geräte haben aber trotzdem erstaunlich hohe Gebrauchtmarktpreise. Ich schätze, dass viele Prepper so ein Gerät lagern für den absoluten Notfall. In diesen absoluten Notfällen wird man vermutlich auch keine Rücksicht auf legale Themen nehmen. Nur so kann ich mir erklären, dass für diese Geräte ein paar hundert Euro aufgerufen und auch bezahlt werden. Rein für Amateurfunk-Betrieb gibt es heute günstigere China-Angebote.

Museale Militärgerätschaft

Das Gerät sieht nett aus und ist nicht allzu groß. Wer militärische Geräte liebt, ist schon mal gut bedient :-)

Umbau: Entfernen des 50KHz Rasters

Meine Idee war, die Kanalrasterung irgendwie zu umgehen.

Der Blick ins Schaltbild macht schwindlig, das Gerät ist sehr komplex gebaut. Eine Modifikation der Schaltung scheidet bei meinen geringen Kenntnissen für HF-Elektronik aus.

Die Kanalrasterung ist jedoch mechanisch umgesetzt, sodass die Mechanik, welche eine Weiterschaltung nur in 50KHz Sprüngen erlaubt, manipuliert werden kann. Konkret kann durch das Entfernen einer Feder und eines hakenähnlichen Teils die Rasterung aufgehoben werden. Ein Abstimmen ist dann ohne Stufen möglich. Allerdings kann auf der digitalen Skala nur schlecht der genau eingestellte Wert abgelesen werden.

Im folgenden einige Bilder vom Umbau. Das Gerät wurde geöffnet, der Rastmechanismus entfernt, und das Gerät wieder zusammengebaut.

Batterie Sektion entfernt, Gehäuseschale entfernt. Man sieht drei Module, die herausgezogen werden können.

Die inneren Gehäuseschalen wurden entfernt, die Frontschale abgezogen. Das grüne Teil im Vordergrund ist der Teil, der die Elektronik des Transceivers enthält.

Bis hierhin muss man nur zwei Lötverbindungen auftrennen (Antenne und ein rotes Massekabel). Alles andere ist geschraubt odder gesteckt.

Der Mechanismus, der die Rasterung implementiert. Das Zahnrad links ist für die feine 50 KHz Rasterung innerhalb eines MHz zuständig. Der MHz-Wert wird grob am rechten Zahnrad eingestellt. Die Rasterung wird über die Zahnung des Zahnrads erreicht. Eine starke Feder zieht einen Haken gegen dieses Zahnrad. Beim Drehversuch muss das Zahnrad so von Zahnmulde zu Zahnmulde springen. Jeder Mulde steht für einen Kanal.

Da man links keine Rasterung haben möchte, habe ich die linke Feder und das waagrechte Hakenelement entfernt. Danach kann man in dem eingestellten Megaherz, welches mit dem rechten Regler bestrichen werden kann, kontinuierlich alle Frequenzen anfahren.

Die 1 MHz Rasterung des rechten Reglers wird nicht angetastet und bleibt erhalten. Wenn man sich die vier Teile der Rasterung aufhebt, kann man später die Rasterung wieder einbauen.

Frontplatte vor dem Wiedereinbau.

Ein paar weitere Details des Geräts.

Mechanik vom Feinsten.

Alle Zahnräder sind aus Metall.

Die Abstimmeinheit.

Nutzung der 24 Volt Buchse Nummer 20

An zwei der drei Pins kann +/- 24 Volt angelegt werden. Das Gerät hat einen Verpolungsschutz.

Es gibt ein amtliches Kabel “Kabel 20” genau für die externe Stromversorgung im Fahrzeug, allerdings recht teuer.

Ich habe festgestellt, dass ein Kabel eines alten China-Lötkolbens in etwa passt. Der Schliessmechanismus dieses Kabel passt nicht, sodass das Kabel des Lötkolbens herausrutschen kann. Nicht ideal aber es geht.

Wahrscheinlich kann eine Buchse “Amphenol PTG06E8-3SM123” verwendet werden. Habe ich aber nicht geprüft, war mir zu aufwendig.

Sonstige Infos

SEM-35:

Amateurfunk 6 Meter und 10 Meter:

Handbücher:

Band conditions from https://www.hamqsl.com/solar.html